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Europa 2025
Wieder unterwegs

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Am 03. Mai 2025 sind wir erneut gestartet, um für fünf Monate unterwegs zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir viele Erkenntnisse aus unserer ersten Reise, der Hauptprobe, wie wir sie nennen, in neue Pläne einfliessen lassen und teilweise schon in Taten umgesetzt. Einerseits betrifft dies unsere Infrastruktur, anderseits die Umsetzung oder Konkretisierung unserer Lebenspläne.

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Beginnen wir mit der Infrastruktur. Kurz nach der Rückkehr von unserer Hauptprobe entschieden wir uns, Troopy Freilaufnaben zu gönnen. In Spanien und Portugal haben wir gemerkt, dass es mit unserem doch eher schweren Fahrzeug auf steilen Teerstrassen bei Anhalte- und engen Wendemanövern die Unterstützung des Allradantriebs oder gar der Zuschaltung der Reduktion (tiefe Gänge) bedarf. Da bei Troopy die Zuschaltung der Reduktion nur über den Allradantrieb möglich ist, befanden wir uns in der Situation, dass wir im Allradantrieb auf Teer fahren mussten, obwohl dies unter Umständen am Fahrzeug zu Schäden führen kann. Gott sei Dank passierte das nicht, allerdings wollten wir vorsorgen und haben deshalb die Freilaufnaben nachrüsten lassen, damit wir in den geschilderten Situationen zwar die Zuschaltung der Reduktion vornehmen können, den Allradantrieb jedoch ausschalten können.

Nebst dieser technischen Verbesserung gab es auch noch ein Komfort-upgrade. Wir haben unsere Markise ersetzt. Auf unseren Reisen gibt es keine Aufgabenteilung, und uns ist es wichtig, dass jeder (ausser natürlich Inka) alle anfallenden Arbeiten rund um und im Fahrzeug erledigen kann. Dies war bei der alten Markise nur mit Mühe möglich. Zudem war das Kochfeld im Aussenbereich der Witterung ausgesetzt. Bei der neuen Markise ist das Kochen nahezu bei jedem Wetter möglich.

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Nicht nur die Infrastruktur, auch die Umsetzung unserer Lebensvorstellungen für die Zukunft ist bei vielen Gesprächen zu Hause weiter gediehen. So haben wir uns entschieden ab 01. Januar 2026 jedes Jahr 5-6 Monate auf Reisen zu verbringen und die notwendigen Vorkehrungen dazu bereits getroffen. An dieser Stelle einen grossen Dank an alle, die uns dabei unterstützt oder dies ermöglicht haben. Dies ist für uns nicht selbstverständlich und wir sind uns des Privilegs sehr bewusst, schätzen es und sind sehr dankbar dafür.

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Die diesjährige Reise steht im Zeichen der Erweiterung unserer Erfahrungen aus der Hauptprobe sowie dem Testen unserer Flexibilität. Wir sind gespannt darauf, wie die Crew in schwierigen oder gar stressigen Situationen funktioniert. Unsere Reiseziele liegen denn auch nicht in den südlichen Regionen Europas, wo das Reisen dank meist sonnigem und falls mal nicht sonnig, doch warmem Wetter, relativ einfach ist. Wir haben uns für Schottland und Skandinavien entschieden.

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Am 03. Mai 2025 starteten wir demzufolge von Bern aus in Richtung Calais, von wo wir den Zug durch den Eurotunnel von Coquelles nach Folkestone gebucht hatten. Davor mussten wir jedoch Inka zum Tierarzt bringen, damit sie ein aktuelles Gesundheitszeugnis und eine Tablette zur Bandwurmbekämpfung bekam. Beides ist Vorschrift bei der Einreise nach Grossbritannien und die Bandwurmbehandlung darf bei der Einreise nicht älter als 120 Stunden sein. So hiess es am 03. Mai 2025 um 08:00 Uhr zuerst mit gepacktem Troopy und unserem dritten Crew-Mitglied beim Tierarzt vorfahren; eher zum Leidwesen von Inka… Sie hat es mit Goodies gut überstanden und zeigte auch keine Nachwirkungen der Behandlung.

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Aufgrund unserer Erfahrungen aus der Hauptprobe, dass Inka uns einen langsameren Takt vorgibt, planten wir für die Anreise nach Coquelles genügend Zeit ein. So bekam Inka genügend Erholungszeit und Spaziergänge am Strand, und wir fuhren erst am 5. Tag mit dem Zug nach Folkestone. Die Überfahrt nach Grossbritannien stellte sich als sehr spannend heraus. Der Gedanke, sich während rund 20 Minuten der 35-minütigen Fahrt bis zu 75 Metern unter dem Meeresgrund zu befinden, ist doch eher speziell. Der Tunnel ist 50 km lang und 38 Meter davon verlaufen unterseeisch.

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In Folkestone angekommen, begann es mit der «Links-Fahrerei». Die erste Herausforderung stand vor uns. Es stellte sich allerdings heraus, dass keiner von uns Probleme hatte, wir sind auf jeden Fall nie in der falschen Richtung in einen «roundabout» eingefahren. Allerdings war es von Vorteil, dass wir zu zweit waren. Denn bei den Einspurstrecken sieht man als Fahrer, links im Fahrzeug sitzend, oftmals einfach nichts.

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Eigentlich wollten wir ja nach Schottland… keine Angst, da waren wir auch. Aber irgendwie hat es uns der Süden Englands angetan. Dort angekommen, fuhren wir nach Hastings, wo wir bei schönem und überraschend warmem Wetter die erste Nacht in England verbrachten. Wir hatten uns einen Naturcampingplatz ausgesucht, der aus einer grossen Wiese, umrahmt von einem schönen Wald und einem kleinen Bächlein bestand. Die Tage verbrachten wir mit Waldläufen mit Inka, wo wir gerade in die Bluebell-Saison eintauchen durften. Tausende blauer Glockenblumen blühten mitten im lichten Wald und verzauberten diesen zusammen mit den Goldregensträuchern, den wilden Christrosen und pinkfarbenen Blumen in ein atemberaubendes Farbenmeer. Beim Campingplatz, wo wir praktisch alleine standen, gab es Feuerschalen und Holz, was wir natürlich beides gerne nutzten, um unseren Dutch Oven einzusetzen. Um einen Sack Holz und viele schöne Momente reicher, setzten wir unsere Reise erholt und relaxed fort.

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Weiter ging es nach Seaford, wo wir die Kreidefelsen bestaunten und einen längeren Spaziergang mit Inka unternahmen. Ihr Focus war jedoch vielmehr auf die zahlreichen Hasen und Schafe gerichtet, als auf die eindrückliche Felsformation an der Küste…       Ja, ja, die Hasen und die Schafe… die werden uns noch weiter begleiten!

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Über Pulborough, wo wir einkaufen mussten (was nicht immer einfach ist, wenn man weder die Produkte, noch deren Standort im jeweiligen Regal kennt), wählten wir die Route über Winchester (nein, wir haben kein Gewehr gekauft), um von dort aus Stonehenge zu besuchen. Das Eintauchen in die Geschichte dieser faszinierenden Steinformation wurde leider durch die vielen Touristen etwas erschwert. Trotzdem war es wert, dieses Relikt aus vergangenen Zeiten besucht zu haben. Zu Inkas Leidwesen, war der Glacewagen leider genau in diesem Moment defekt, als wir dort waren.

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In Exeter fanden wir auf einem erhöht gelegenen einfachen Campingplatz die Ruhe nach diesem Ausflug an einem Lagerfeuer und bei toller Aussicht. Und schon am nächsten Tag kamen wir in St Ives in Cornwall an. Von dort unternahmen wir stundenlange Klippenwanderungen und entdeckten durch das Fernglas Oyster Catcher und Seehunde die sich auf einem der Küste vorgelagerten Felsen sonnten. Was für ein Highlight!! Für das zweite, leider negative, Highlight sorgte Inka. Abends auf dem Weg ins nahegelegene St Ives hatte sie die gute Idee, eine im Gras schlafende Katze etwas unsanft zu wecken. Diese, nicht verlegen, sprang auf und zog Inka mit der Tatze eins über die Ohren. Zum Glück traf sie nicht Inkas Augen. Jedoch trug Inka einen Cut im linken Ohr davon, welchen wir, mangels tierärztlicher Ausbildung, leider erfolglos, mit Steri-Strips zu kleben versuchten. Ab da ist unsere inoffizielle Führung der Mitglieder der Geschäftsleitung nun ein echtes Schlitzohr...

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Nach St Ives, wo es übrigens ausgezeichnete Fish and Chips und die dazugehörigen gefrässigen und nicht sehr scheuen Möven gibt, zog es uns Richtung Norden. Auf ziemlich direktem Weg fuhren wir über Grange over Sands und Windermere nach Schottland, wohl bewusst, dass wir faszinierende Gegenden, wie Wales ausser Acht liessen.

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Eine Erkenntnis dieser Reise ist sicher, dass wir uns noch immer, obwohl schon durch Inka entschleunigt, oder vielleicht gerade deshalb, zu viel vornehmen. In Zukunft werden wir die Reisegebiete einschränken, da es so viel zu sehen gibt. Verweilen an einem Ort lässt einen zudem das Gesehene besser verarbeiten und tiefer in eine Region eintauchen. Die Ruhe am Abend geniessen, sich an dem zu freuen, was man erlebt und gesehen hat, ist genauso wertvoll, wie das Erlebnis selber und sehr befriedigend.

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Schottland hat uns mit schönem Wetter empfangen und mit seinen Burgen, Schlössern, der unglaublichen Natur, der reichen Tierwelt und den freundlichen Menschen von Anfang an begeistert. Wir reisten die Westküste hoch, besuchten auf dem Weg dorthin Burgen und Schlösser sowie Abteien, die uns sehr beeindruckt haben. Jeden Tag gab es lange Wanderungen mit Inka in der Natur. Die zahlreichen Schafe an jeder Ecke faszinierten sie sehr. An einer Fütterungsstelle für Rotmilane konnten wir über 100 Milane bei der Beutegreifung beobachten. Die Flugkünste und dynamischen Bewegungen dieser Vögel in der Luft sind atemberaubend.

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Und nun schlug auch das schottische Wetter zu! In Inverary besuchten wir ein Open Air Konzert, obwohl es in Strömen goss. Die Schotten liessen sich von dem Besuch auch nicht abhalten, also feierten wir ebenfalls mit. Bereits zuvor war es nachts teilweise sehr kalt, und das Aufstehen am Morgen kostete bei 3 Grad etwas Überwindung. Nun kam noch die Nässe dazu. Die vielen Erlebnisse, teilweise auch ungeplant, wie die Segelregatta in Tarbert, entschädigten jedoch für das Wetter. Und im Gegensatz zu dem Wetter in der Schweiz, regnet es meist nicht sehr lange, da ständig ein Wind weht, der die Wolken vertreibt und wieder für Sonnenmomente sorgt.

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Allerdings gab es schon Augenblicke, wo wir ehrlicherweise zugeben müssen, dass wir an unserer Destinationsauswahl gezweifelt hatten. Wenn der Hund nach einem vierstündigen Lauf patschnass ist, die ganzen Regenkleider einem Tauchanzug gleichen und du weisst, dass durch den ganzen Regen in der Nacht davor auch dein Auto und dein Zelt eher einer Moorlandschaft gleichen, dann kann man schon ins Grübeln kommen. Und hier kommt uns unsere Lebenseinstellung zugute. Wir sehen das Glas praktisch immer halb voll und nicht halb leer. Wir suchen nach Lösungen und nicht nach Problemen. Die Erkenntnis, dass wir so gleich funktionieren und uns auch in diesen stressigen Situationen gut verstehen und gemeinsam vorwärtskommen, ist wunderschön und lässt uns dankbar füreinander sein. Wir wussten, dass uns diese Reise mehr abverlangen wird als die Reise im Jahr 2023, wir haben uns darauf eingestellt, die richtige Ausrüstung eingepackt und keiner hat gejammert, sondern immer das Schöne gesehen. Dass wir beide diese Fähigkeit besitzen, ist unglaublich schön und bestätigt erneut, dass eine Reise oder ein Leben, wie wir es planen für uns aus dieser Sicht möglich ist. Es ist erstaunlich, was man alles lernen und erfahren kann, nur aus der Tatsache, dass das Wetter nicht das Beste ist...

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Wir melden uns mit einem weiteren Bericht in nicht allzu ferner Zeit und wünschen euch einen schönen genussvollen Sommer!​

England
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Schottland
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